… und nachdem es in den letzten Monaten kaum ein Lebenszeichen von mir gab (von den wenigen Posts bei Instagram und Facebook mal abgesehen), melde ich mich reumütig und habe ein neues Buch mit im Gepäck. "Hangover Love – Beste Freunde küsst man (nicht)" ist seit letztem Donnerstag in allen Shops erhältlich. Wer auf der Suche nach einer leichten, erotischen Sommerlektüre und einem "Wohlfühlbuch" ist, kann im Augenblick zum Sonderpreis von € 1,99 Bekanntschaft mit Fran & Raven machen (den Link dazu findet ihr auf meiner "Bücher"-Seite).
Ich würde jetzt gern behaupten, dass die Beiden schuld an meiner Abwesenheit waren, aber das wäre nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich hatte ich in den vergangenen Wochen und Monaten ganz schön zu kämpfen - physisch wie psychisch.
Wobei ich nicht bestreiten will, dass "Hangover Love" seinen Teil dazu beigetragen hat. Ehrlich gesagt war die Erstversion des Buches schon im Frühjahr mit dem Korrektorat durch – und dann wurde nicht nur mir im Prozess der Überarbeitung klar: So geht das nicht!
Auch meine Lieblingskollegin und Freundin Any Cherubim hat sehr deutlich Kritik geübt, mir gleichzeitig aber auch aufgezeigt, wo die Schwachstellen lagen und mir Vorschläge gemacht, wie ich sie beheben konnte. Was darauf folgte, war ein mehrwöchiger Prozess aus Text löschen, überarbeiten, neu schreiben und jede Zeile dreimal über den Haufen werfen. Das alles in Kombination mit anhaltender Erschöpfung, Müdigkeit und Konzentrationsschwäche war körperlich und auch seelisch extrem kräftezehrend.
Von morgens bis abends am Schreibtisch zu sitzen, von wenigen Pausen unterbrochen, und einen Liebesroman zu schreiben, mag im ersten Moment romantisch klingen. Wenn du im Flow bist, weil du für die Story brennst und deine Finger nur so fliegen, weil die Worte aus dir raussprudeln, dann ist das durchaus wie ein "Rausch" und obwohl ich keine Ahnung habe, vergleich ich das gerne mit "high" sein – oder dem, was ich mir darunter vorstelle. Das ist durchaus etwas Positives … mein "Déviance" ist damals in kürzester auf diesem Weg entstanden (und ich bin sicher, ich würde nach sechs Jahren einiges umformulieren).
Doch wenn du um jede Formulierung kämpfst, weil deine Konzentration dich im Stich lässt, jeder Satz eine Qual ist, weil dein Verstand streikt, dann beginnt dein Inneres sich zu winden und deine Finger zu krampfen. Wenn du dir selbst Druck machst und "liefern" willst – auch weil du weißt, dass im Hintergrund das Verlagsteam wartet, der Veröffentlichungstermin immer näher rückt und deine Leser dich vermutlich langsam vergessen, weil sie nichts mehr von dir sehen oder hören, geschweige denn zu lesen bekommen -, dann macht das was mit dir.
Wenn du dann nach all der harten Arbeit und Anstrengung einigermaßen zufrieden mit deinem Buch bist und aus dem privaten Umfeld zu hören bekommst: "Das war ja ganz nett, aber das bist gar nicht du", dann verletzt dich das viel mehr, als du dir eingestehen möchtest.
Gut, ich bin ein Weichei und nah am Wasser gebaut, gebe ich zu. Gleichgültig, wie alt ich werden sollte, das sind Züge meines Charakters, die ich nicht mehr ändern werde oder will. Früher war mir das unangenehm … Sprüche wie "Stör dich nicht dran, dass sie nix sagt, die ist total schüchtern" oder "Heul doch nicht, das ist doch nur ein Film" habe ich mir mehr als einmal anhören dürfen (und das ist die "nette" Version).
Man hielt mich für introvertiert, ängstlich, gehemmt oder vermutete sogar eine Sozialphobie … dass ich spüre, wenn sich die Stimmung in einem Raum verändert, weil ich die Gefühle anderer Menschen intensiver wahrnehme als mein Umfeld, war mir früh bewusst. Dass ich mich in einer vertrauten Umgebung mit Menschen, bei denen ich mich wohlfühle, anders gebe als in einem für mich fremden Milieu hat sich bis heute nicht geändert. Dass genau das mich jedoch als hochsensibel und empathisch einstuft, weiß ich selbst erst seit wenigen Jahren.
Aber wisst ihr was? Das war eine Erleichterung. Weil es mir zeigt, dass ich gar nicht so "unnormal" bin, wie man mir über all die Jahrzehnte hat einreden wollen, dass es andere "wie mich" gibt und wir völlig okay sind. Und dass ich sogar ein bisschen stolz auf diese Fähigkeiten sein kann, auch wenn sie mir gleichzeitig oft genug im Weg stehen und es mir schwer machen einfach mal "abzuschalten".
Es zeigt mir aber auch, egal wie schwach meine Story anfangs sein mag, sie ist trotzdem meine "Schöpfung", mein "Buchbaby" – und als Mutter dieses "Knirpses" trifft es mich, wenn jemand es als hässlich, schlecht, dumm o.ä. bezeichnet. Oder mir sagt, dass dieses Kind zwar ganz nett ist, aber man eigentlich nicht das Gefühl hat, dass da irgendwas von mir drinsteckt. Und ich spreche nicht über persönliche Fantasien oder biografische Abschnitte. Nicht jedes Buch schreibt man mit der gleichen Leidenschaft, nicht jedes Buch ist eine "epische Story mit Herzblut". Ich habe mich wahnsinnig schwer getan mit der Geschichte um Fran und Raven, aber nicht, weil sie nicht gut war, sondern weil es mir persönlich nicht gut ging. Dennoch habe ich es irgendwie geschafft "Hangover Love" zu einem guten Ende zu bringen.
Und bei allen möglichen Tränen halte ich mich nichtsdestotrotz für kritikfähig, sofern diese denn konstruktiv ist. Sobald ich die bittere Pille runtergewürgt habe, bin ich bereit an Fehlern zu arbeiten und mögliche "Probleme" im Rahmen der Überarbeitung zu beheben. Doch wie kann ich vermeintliche Mängel beheben, die eigentlich bereits mit wenigen Sätzen gelöst sind, aber überlesen wurden oder persönliche Vorlieben erfüllen, die ich in der Story als nebensächliche Handlung eingestuft habe und gar nicht weiter behandeln wollte? Damit, den Geschmack von jemandem nicht getroffen zu haben oder dass jemandem die Storyline schlichtweg nicht gefällt, kann ich umgehen, aber Kritik nur um der Kritik Willen ist etwas, das ein Loch in den Boden unter mir reißt. Ich erinnere mich gut, wie besch***en und niedergeschlagen ich mich nach Wochen voller Arbeit, endlosen Selbstzweifeln und dem ständigen Streben nach unerreichbarem Perfektionismus gefühlt habe. Wie sehr ich mich selbst gehasst und verabscheut habe, weil ich meinen eigenen Ansprüchen und denen anderer plötzlich nicht mehr genügte. Manchmal sind es wenige, unbedachte Worte, die nicht mal böse gemeint sind, aber unfassbar verletzen. So sehr, dass man darüber nachdenkt das Schreiben endgültig aufzugeben – und sie nähren noch die ganzen Selbstzweifel, die man hat. Wenn mir jemand mehr oder weniger bewusst bestätigt, dass ich unfähig bin, die richtigen Worte nicht mehr finde und dein "Feuer verloren" habe, dann stehe ich irgendwann an dem Punkt, meine letzten Träume auch noch zu begraben. Ehrlich gesagt, hätte ich in den letzten Wochen wieder einen "ordentlichen" Job gefunden – so wie früher, von 8 bis 17 Uhr im Büro - dann hätte ich das Schreiben vermutlich aufgegeben. Aber manchmal kommt es anders als man denkt und bei mir haben einige Faktoren dazu beigetragen, die ich jetzt aber gar nicht alle benennen will … das mache ich in den nächsten Blogbeiträgen, weil sie auch ein neues Kapitel aufschlagen. Fakt ist, dass ich wieder schreiben möchte und werde, aber mein eigenes Tempo brauche und diesen Weg auf meine Weise gehen muss. Während ich in den letzten zwei Tagen in meinem "Hangover Love" auf der Suche nach Textschnipseln herumgeblättert habe, wurde mir bewusst, dass es viel besser ist, als ich es in Erinnerung habe – und dass ich, wie man so schön sagt: "Den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr gesehen habe". Ich habe nie – bei keinem meiner Bücher – behauptet, es sei perfekt. Werde ich auch nie, weil ich diesen Anspruch, den ich selbst habe, niemals erreichen kann. Und ich weiß, es wird immer jemanden geben, der meine Bücher nicht mag, mich nicht mag oder einfach grundsätzlich alles doof findet.
Doch meine Bücher kommen ALLE von Herzen und sind für eure Herzen. Sie sollen euch unterhalten, euch eine Weile vom Alltag ablenken und vielleicht für ein paar Stunden die Sorgen vergessen lassen. So wie sie mich beim Schreiben manchmal an beide Hände nehmen und vergessen lassen, wer ich bin, wie ich aussehe und warum ich oft nachts nicht schlafen kann.
"Hangover Love" ist ein bisschen zu meinem Sorgenkind geworden, aber wie Sorgenkinder eben oft sind, finden sie ihren eigenen Weg und zeigen uns damit ganz neue Möglichkeiten auf. Manchmal geht es nicht darum in epische Welten zu entfliehen und Schlachten zu schlagen oder verzehrt zu werden von einer unerreichbaren Liebe. Manchmal braucht es einfach eine Umarmung und jemanden, der einem sagt, dass alles wieder gut wird.
Wie Oscar Wilde schon sagte: "Am Ende wird alles gut. Wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende."
In diesem Sinne, fühlt euch umarmt und passt gut auf euch auf.
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